Weshalb die Verdummungsstrategie im Fernsehen funktioniert

Mit diesem Post möchte ich meinem Missfallen der heutigen Fernsehkultur ein weiteres Mal Ausdruck verleihen und demnächst etwas mehr in den kunstvollen Bereich des Films eingehen…

Wie wir ja feststellen dürfen, ist das Thema der Verdummung im Fernsehen allgegenwärtig. Die privaten tun’s oft und gern, aber auch die öffentlich-rechtlichen erliegen manchmal der Versuchung. Wenn wir der Frage nachgehen, wer dies ausgelöst hat – ob’s die Sender waren oder ob das Publikum nach Banalität im Fernsehen langte – suchen wir vergebens nach einer eindeutigen Antwort. Trotz allem behaupte ich, dass die Einführung des dualen Rundfunksystems im Jahre 1984 (diese Jahreszahl bringt so einige andere relevante Assoziationen mit sich…) die Verdummung ausgelöst hat. Die Ko-Existenz von privatem und öffentlich-rechtlichem Rundfunk hatte eine immense Vielfalt an Fernsehsendern zur Folge. Vielfalt ist zwar schön und gut, aber sobald daraus eine die Gesellschaft und deren Entwicklung bedrohende Masse entsteht, hört der Spaß auf.

Selbstverständlich haben die Fernsehanstalten keinen Grund ihre Strategie zu verändern und sich um mehr Niveau zu sorgen. Wie heißt es doch so schön „Never change a running system“. Ganz besonders für die privaten Sender ist das wichtig. Ohnehin geht es nicht um einen kulturellen Auftrag, sondern darum, den Shareholdern das zu geben, was sie wollen. Und das sind Einschaltquoten, um attraktive Werbeplätze zu verkaufen.

Lediglich eine Veränderung im Fernsehverhalten des Publikums kann dazu führen, dass die Sender auch ihre Programme verändern: Zu intellektuellen und anspruchsvollen Formaten mit Niveau. Aber dazu ist auch notwendig, dass die Menschen den Third-Person-Effekt von sich werfen. Viele denken sich ja „Oh, der Tim von nebenan. Der wird stark vom Fernsehen beeinflusst. Aber ich, ich bin davon total unberührt.“ Vielmehr sind die negativen Auswirkungen unkontrollierbar und unbewusst.

Aber vielleicht sollten auch die großen Sender ein gesellschaftliches Bewusstsein entwickeln. Wenn sie schon ihre jetzige Strategie weiterhin verfolgen möchten, so doch bitte mit etwas anspruchsvollerem Inhalt. Somit hätten sie zumindest einen positiven externen Effekt und könnten ihrem Ruf durch Social Responsibility einen schönen Schub geben.

Lasst uns einen Schritt weiter gehen: In seinem Buch „The Economic Regulation of Broadcasting Markets“ schlägt Seabright vor, dass die Regierung eine Norm auferlegen sollte, welche ein gewisses Maß an bildenden Inhalten innerhalb der Programme voraussetzt. Und die Sender, die gesellschaftlich fördernde Programme ausstrahlen, würden Subventionen erhalten. Das motiviert zu mehr TV mit Niveau.

Leider ist und bleibt das alles Utopie und wir müssen uns weiterhin mit der gegebenen Fernsehlandschaft begnügen. „Glotze an, Hirn aus“ ist unser Motto.

Marcel Reich-Ranicki sagt’s doch immer am besten: „Fernsehen macht die Klugen klüger und die Dummen dümmer“.

Obwohl ich mir bei dem ersten Teil nicht mehr so sicher bin …

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