Film und Fernsehen verlieren zunehmend an Niveau

Deutschland sucht den Superstar, das Dschungelcamp, Das perfekte Dinner, X-Diaries … Die Liste ist lang und die RTL Gruppe gibt dabei am liebsten den Ton an: Die Rede ist von niveaulosen TV-Formaten, die lediglich darauf ausgerichtet sind, Quoten zu generieren – Fernsehen in der Massenproduktion á la „Schöne Neue Welt“.

Den Produzenten ist dabei völlig egal, welch gewaltigen Effekt sie auf die Kultur und die Gesellschaft des Landes haben. Verdummung statt Niveau (engl. Dumbing Down) ist der gegenwärtige strategische Ansatz in der Programmplanung. Frei nach dem Motto „Solange die Quoten stimmen…“ wird dem Fernsehzuschauer ein Menü vorgesetzt, welchem er von Natur aus nicht widerspricht. Es ist eine Art entferntes Zusehen von Ereignissen, das den Zuschauer nicht direkt betrifft: Kein intellektueller Anspruch, kein rationaler Einwand. Im Vordergrund stehen nun Voyeurismus, Sensationen und Fremdschämen. Adieu, niveauvoller Film! Willkommen, Trash TV!

Paul Klein (Programmchef bei NBC in den 60ern) nannte das „Least Objectionable Programming“. Die Theorie besagt, dass es dem Publikum nicht um Inhalte geht – wie zum Beispiel bei Büchern – sondern um das Medium Fernsehen an sich. Der Zuschauer schaltet den Fernseher ein, um fern zu sehen und schaltet durch die Sender bis er etwas findet, das ihm am geringsten zu nahe tritt. Das Programm zielt also nicht darauf ab, den meisten zu gefallen, sondern die wenigsten zu verärgern.

Gerade deshalb soll das nicht heißen, dass sich ausschließlich anspruchslose Menschen diesen Trash anschauen. Ich erlebe immer wieder, dass sich vor allem Leute mit steigender beruflicher Position bevorzugt eine der genannten Shows ansehen, um „einfach mal abzuschalten“.

Ich bin kein Medienexperte, aber ich finde es traurig anzusehen, dass die großen privaten Netzwerke für ihre gewissenlose und egoistische Strategie belohnt werden. Noch erschreckender ist die Tatsache, dass diese Sender nun so selbstverständlich an das Thema heran gehen, als würden sie der Gesellschaft einen Gefallen tun. Mit großem Selbstbewusstsein steht man zum stumpfsinnigen Image und fühlt sich damit wohl. Aus Low-Cost Trash TV entwickelt sich zunehmend ein professionelles Verdummungsgewerbe, das durch ihre Empirie immer erfolgreicher wird.

Gleichzeitig rücken Sender wie arte oder Phoenix, die einen niveauvollen gesellschaftlichen Beitrag leisten, immer mehr in deren Schatten. Es bleibt nur zu hoffen, dass auch diese Sender ihre Funktion nicht aus den Augen verlieren. Das Fernsehen hat in Zeiten des Internets noch immer eine dominante Position. Wir sollten versuchen, das Medium zu unseren Gunsten zu nutzen. Bildung und Information können auch unterhaltend präsentiert werden, abschalten kann man auch bei einem guten Film.

Sonst überall heißt es doch: Content is King!

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