Filmgeschichte – Die erste öffentliche Filmvorführung

Wir schreiben das Jahr 1895. In wenigen Augenblicken wird die Welt Zeuge der ersten öffentlichen Filmvorführung

Für viele gilt zwar der Film „Arbeiter verlassen die Lumière-Werke“ der Gebrüder Lumière als erster Film der Geschichte. Allerdings wurde bereits einige Wochen vor dessen Uraufführung im Varieté Berlin ein 15-minütiges Programm aufgeführt, das seine Zuschauer mit der neuen aufregenden Welt sich bewegender Bilder vertraut machte. Max Skladanowsky hieß der Mann, der ein Verfahren entwickelt hatte, das dem der Brüder Lumière zwar technisch unterlegen war, das aber als Erstes dem Publikum präsentiert wurde.

Das Programm, das am 1. November 1895 im Varieté Wintergarten Premiere feierte, umfasste neun Kurzfilme und ist heute gemeinhin als das „Wintergartenprogramm“ bekannt. Ähnlich wie bei den frühen Werken der Lumières war an eine Handlung oder gar Narration kaum zu denken. Das Verfahren war noch so neu, dass bereits die reine Existenz sich bewegender Bilder vollkommen ausreichte, das Publikum in Staunen zu versetzen.

So waren die ersten Filme der Welt mehr oder weniger Alltäglichkeiten, die erst Bedeutung erlangten, indem sie abgefilmt wurden. Die Filme „Italienischer Bauerntanz“, „Serpentintanz“ und „Kamarinskaja, russischer Nationaltanz“ zeigten folkloristische Tänze. Die Filme „Komisches Reck“, „Der Jongleur“, „Ringkampf“ und „Akrobatisches Potpourri“ zeigten sportliche Darbietungen.

Ob ein Känguru, das gegen einen Mann kämpft, wie in „Das boxende Känguruh“ gezeigt, damals alltäglicher war als heute, oder ob man dort schon die ersten Inspirationen für die TV-Formate von RTL finden kann, darüber kann man wohl geteilter Meinung sein.

 

 

Zumindest beim Letzten der neun Filme, „Die Erfinder des Bioscops“, kann man vielleicht von einer Art Spielhandlung reden, da sich hier die Gebrüder Skladanowsky vor ihrem Publikum verbeugten.

Auch in technischer Hinsicht bewegten sich die Filme des „Wintergartenprogramms“ aus heutiger Sicht natürlich auf einem eher primitiven Niveau. Die Kamera war noch so gut wie unbeweglich und der Schnitt war auch noch nicht erfunden worden. Daher präsentierte jeder der Filme eine statische Einstellung, die die gesamte, recht kurze Spielzeit über bestehen blieb. Es sollte ein langer Weg werden, bis sich unsere heutige Filmsprache herausgebildet hatte.

Diese recht primitiven Filmchen waren jedoch auf Dauer weder dem Publikum noch den Filmemachern genug. Der Weg hin zum erzählenden Film und damit zum Kino, wie wir es heute kennen, war unaufhaltsam. Die Faszination des neuen Mediums hielt nicht lange an und schon bald begannen die ersten Künstler, die noch junge Technik zu nutzen, um die Zuschauer mit Geschichten in ihren Bann zu ziehen. Eine Entwicklung, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Kinos zieht. Denn auch mit neuen Entwicklungen wie dem Ton- Farb- oder auch mit dem 3-D-Film verlief die Reise von einer neuen Technik hin zu einem Werkzeug, Menschen Geschichten zu erzählen.

Auch Filmgeschichte wiederholt sich eben…

Lesen Sie in der nächsten Folge 🙂 – Der Erzählende Film.

Bild: Screenshot youtube.com/watch?v=Oe5xj4wKuUc

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