Filmgeschichte – Der erzählende Film

Wir bewegen uns um die Jahrhundertwende. Der Film hat vor einigen Jahren im Varieté Berlin sein Debüt gefeiert und die Menschen beginnen, ein großes wirtschaftliches Interesse an dem Medium zu entwickeln. So auch der französische Theaterbesitzer Georges Méliès.

Nach der Darstellung einfacher Alltagsszenen und akrobatischen Aufnahmen wird er auf die erzählenden Möglichkeiten des neuen Mediums aufmerksam. Auch er filmt zu Beginn noch dokumentarisch, ebnet aber den Weg zum narrativen Film.

Einer der ersten handlungsträchtigen Filme aus US-amerikanischer Produktion war „Der große Eisenbahnraub“ (The Great Train Robbery). Auch heute noch basieren Spielfilme, besonders Western, auf dem Prinzip des Films von Edwin S. Porter.

 

Man muss sich nochmal bewusst machen, dass das Ganze über 100 Jahre zurück liegt. Natürlich spielen die Schauspieler noch laienhaft und die Inszenierungen sind sehr deutlich. Trotzdem sehen wir hier die ersten Grundpfeiler des Western bzw. Action-Genres: Schnelle Handlungen, Dramatik, Witz, Mord, Gewalt, Verfolgungsjagden und natürlich auch den Showdown.

Und obwohl der Film stumm ist, wird durch die musikalische Untermalung eine besondere Spannung erzeugt. Gleichzeitig erhöhen auch die Kameraschnitte diese Spannung und können parallele Handlungen wunderbar darstellen. Die Kamera ist zwar weitestgehend statisch, wird aber auch dynamisch in Schwenks genutzt. Dadurch ist mehr Bewegung im Film.

Mich stören nur etwas die nachträglich handkolorierten Effekte, wie sie in den Kleidern und im Rauch der Schüsse zu sehen sind. Aber ich kann nachvollziehen, dass das damals als hochmodern galt und man so etwas unbedingt machen wollte.

Ganz großes Kino: Das kleine Mädchen in dem Film spielt einfach grandios. Schade nur, dass das Mary Snow’s erster und einziger Auftritt in einem Film geblieben ist.

Zu guter Letzt ist auch die finale Szene sehr gut gemacht. Der Moment, in dem der Schurke seine Waffe auf das Publikum richtet, hat scheinbar damals großes Schrecken hervor gerufen. Ich kann das sehr gut glauben: Mein Großmutter hat mir mal von der Zeit erzählt, als sie in den 60er Jahren einen Fernseher mit Drucktasten hatten. Eines Nachts lief ein Horrorfilm und sie hatte Angst zum Fernseher zu gehen, um umzuschalten. Und wenn dann nochmal 60 Jahre vorher ein böser Mensch auf großer Leinwand seine Waffe auf die Kinobesucher richtet, kann ich mir die Wirkung doch schon gut vorstellen …

Durch dieses nur 12 minütige Spektakel findet der erzählende Film seinen Einzug in Kino und Fernsehen und bestimmt noch heute die Entwicklung moderner Techniken.

Und unsere Reise geht weiter. In Richtung des europäischen Films

Bild: Screenshot youtube.com/watch?v=Bc7wWOmEGGY

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